Therapeutische Schwerpunkte

Ich bin grundsätzlich für alle Störungsbilder offen (ausgenommen Suchterkrankungen und Psychosen) und habe auch einen breiten Erfahrungsschatz in der Behandlung unterschiedlichster Störungsbilder. Im Rahmen meiner Arbeit haben sich allerdings zwei Bereiche herauskristallisiert, die mich besonders interessieren:

Zwangsstörungen

Schon während meines Studiums hat mich die Therapie von Zwangsstörungen fasziniert. Eine meiner ersten Patienten ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: Kathrin S. (fiktiver Name). Sie war eine junge, Anfang 30jährige Patientin, mit einem massiven Putzzwang. Ihr Mann war in ihr Sauberkeitskonzept mit eingebunden, was regelmäßig zu Spannungen in der Beziehung führte. Der Grund sich nach vielen Jahren Leben mit dem Zwang therapeutische Unterstützung zu holen war ein Kinderwunsch. Kathrin S. war klar, daß sie mit ihrem Putzzwang weder Zeit noch Geduld für die Bedürfnisse eines Kindes hatte. Auch konnte sie sich nicht vorstellen, wie sie den „Dreck“ eines Kindes ertragen sollte. Wir begannen die Therapie ambulant. Neben der biografischen Arbeit beschäftigten wir uns intensiv mit ihrem „Zwangssystem“ – wie laufen die Zwänge ab? Was löst sie aus? Wann gibt es einen Stop? Was sind ihre schlimmsten Befürchtungen? Anhand dessen fingen wir an zu überlegen was sie verändern wollte. Wie viel „Putzen“ sollte bleiben? Wo konnte sie sich vorstellen anzufangen etwas zu verändern? Gemeinsam erarbeiteten wir ein „Konfrontationskonzept“ – Zwänge können nur bezwungen werden, wenn sie nicht mehr ausgeführt werden – harte, anstrengende, herausforderungvolle Arbeit! Wir banden in diese Überlegungen auch immer wieder den Mann von Frau S. Mit ein, den auch er durfte das Zwangssystem nicht weiter mit unterstützen.

Ein Kernstück unserer gemeinsamen Arbeit waren die Konfrontationssitzungen in der Wohnung von Kathrin S. Gemeinsam begannen wir die Wohnung zu verschmutzen: Fingerabdrücke an Spiegeln und Fenster, Krümel auf dem Küchenboden, Haare auf dem Badezimmerboden usw. Frau S. filmte das Chaos und sprach ihre Gedanken währenddessen auf. Die Zeiten in denen Sie das „Chaos“ lassen konnte verlängerten sich von mal zu mal. Zwischen den Sitzungen und bis zur nächsten Konfrontation schaute sie sich die Filme immer wieder an. Natürlich gab es auch noch andere „Baustellen“, die wir in der Therapie aufnahmen. Zwischenzeitlich gab es auch einen Kliniksaufenthalt, den Kathrin S. mit dem symbolischen Halbieren eines Putzlappens beendete. Trotz aller Herausforderungen und Rückschläge – eine Zwangstherapie dreht oft mehrmals die gleichen Schleifen – blieb Frau S. und auch ihr Mann an der Therapie dran. Nach und nach gewann sie die Oberhand über ihren Zwang. Etwas mehr als 1,5 Jahre nach Therapieende erhielt ich die Nachricht von Kathrin S., daß sie jetzt eine kleine Familie seien – dies war für mich der schönste Erfolg der Therapie!

Mit Patienten mit Zwangsstörungen zu arbeiten macht mir so viel Spaß, weil es in der Regel kreative, engagierte Patienten sind, die sich mit viel Energie und Durchhaltevermögen durch die Therapie bewegen. Denn genau das hat sie das Leben mit dem Zwang gelehrt! Außerdem sind sie sehr geübt darin kreative Wege zu finden, denn auch das trainiert der Zwang. Also alles gute Voraussetzungen, dem Zwang Territorien abzuringen!

Herausforderungen im höheren Lebensalter

Mein zweiter Schwerpunkt hat sich eher zufällig im Laufe der Jahre entwickelt. Ausgangspunkt war eine Patientin die ich während meiner Ausbildung zur psychologischen Psychotherapeutin betreute. Nennen wir sie Magarete K. Sie war ca. 75 Jahre alt und kam mit einem klaren Anliegen in die Therapie. Sie glaube an die Wiedergeburt und wollte unbelastet von dem aktuellen Leben in das neue Leben gehen. Das war der Ausgangspunkt für eine intensive biographische Arbeit. Den Einstieg in die Therapiestunden bildeten oft Träume, in denen Verlust und Hilflosigkeit Thema waren. Frau K. trauerte darüber, in ihrer Zeit nicht das Leben geführt zu haben, was sie sich wünschte. Sie ordnete sich oft den Wünschen ihrer Eltern und den Anforderungen ihrer Zeit unter. Sie war wütend auf sich, sich so verhalten zu haben, und wütend auf die Anderen, sie nicht ausreichend gefördert zu haben. Einen wichtigen Meilenstein stellte die Imagination zum „inneren Heiler“ im Rahmen ihrer Schmerzsymptomatik dar. Das Erleben einer intensiven Zuwendung rührte sie zu Tränen. Dies war der Punkt an dem sie anfing liebevoller und wertschätzender mit sich umzugehen. Sie konnte würdigen was sie in ihrem Leben alles erreicht hatte und wo sie sich Nischen geschaffen hatte. Diese Arbeit mit ihr hat mich zu tiefst beeindruckt und hat mich Neugierig auf die Arbeit mit Menschen im höheren Lebensalter gemacht.

Im Laufe der letzten 20 Jahre habe ich noch einige solcher interessanten und fruchtbaren Begegnungen gehabt. In letzter Zeit habe ich auch immer wieder Patienten im online Kontakt gehabt, die mit den virtuellen Medien souverän umgegangen sind. Ein Patient (an die 90 Jahre alt) hat mit seiner Digitalkamera Bilder gemacht und später daraus am PC Filme erstellt. Sein Problem war, dass es niemanden mehr gab, mit dem er dies teilen konnte. Leider sind ambulante psychotherapeutische Unterstützungsangebote für Menschen im höheren Lebensalter immer noch eher selten. Dies hat mich dazu bewogen ein Angebot für ältere Menschen auch Online anzubieten, da ich glaube, dass dies eine Lücke in der Versorgung schließen kann. Wenn Sie Interesse daran haben, dann setzen Sie sich gerne mit mir in Verbindung.